Humanoide Roboter als Partner von Menschen? Was wäre, wenn uns die KI einen Idealpartner bescheren würde? Könnte er uns wahrlich glücklich machen?

Gerade wurde erneut der Film „Ich bin dein Mensch“ auf ARTE ausgestrahlt. Kurz zum Inhalt: Alma lässt sich zur Teilnahme an einer außergewöhnlichen Studie überreden. Sie soll als Produkttesterin drei Wochen lang mit einem humanoiden Roboter (Tom) zusammenleben, der darauf programmiert ist, ihren perfekten Lebenspartner zu verkörpern.

So ganz aus der Welt gegriffen ist das Thema nicht. Es gibt bereits Testreihen mit Robotern, die in Form von Tier-/Puppen in Krankenhäusern bei kranken Kindern eingesetzt werden. Und man glaubt es kaum – die Kinder vertrauen sich den Avataren an, erzählen ihnen, wo es wehtut und verlieren dadurch ihre Ängste. Das bringt viele Pluspunkte für ein schnelles Gesundwerden. Den Bewohnern japanischer Senioren- und Pflegeheimen werden ebenfalls bereits Service-Roboter zur Seite gestellt. Diese erinnern die Senioren an die Medikamenteneinnahme, spielen ihre Lieblingsmusik und lesen ihnen auf Wunsch auch mitten in der Nacht Geschichten vor. Beim aktuellen Pflegenotstand scheinen Roboter eine brauchbare Alternative zu sein.

Lösung für Einsame?

Nun, die Vorstellung, einen Menschen zu haben, der für uns da ist und uns glücklich macht, könnte wohl vielen von uns gefallen. Zudem ist Einsamkeit in unserer Gesellschaft ja beileibe kein Fremdwort mehr. Der Einsamkeitsbarometer der Bundesregierung zeigt, dass sich Millionen Menschen in Deutschland einsam fühlen – jung wie alt. Dieser Zustand verstärkt sich konstant weiter, anstatt abzunehmen. Warum nicht künstliche Abhilfe schaffen?

Im Film stellt die Situation Alma vor eine große Herausforderung. Tom ist mit Datenmaterial nach ihren Wünschen gefüttert, und seine KI lernt schnell. Er scheint der perfekte Partner zu sein. Doch genau das macht es Alma schwer, denn sie spürt ihre innere Einsamkeit und die Defizite in ihrem Leben umso deutlicher, je mehr es Tom gelingt, ihre tief vergrabenen Gefühle zu erreichen und ihre Bedürfnisse zu stillen. Alma leidet unter dieser Tragik. Sie deckt ihn zu, obwohl sie weiß, dass er nicht friert. Ihr ist bewusst, dass mit ihm zu reden im Grunde eine Art Selbstgespräch ist. Seine Resonanz auf ihre Bedürfnisse ist allein auf gut funktionierende Algorithmen zurückzuführen. Sie kann nicht vergessen, dass er trotz wunderschöner Momente kein realer Mensch ist. Sie weiß, dass dahinter nicht eine lange gemeinsame Geschichte, ein tiefes gegenseitiges Kennen und Vertrauen steckt, sondern eine ausgeklügelte Programmierung.

Erfüllung oder Selbstbetrug?

Ist es das, was wir uns wünschen? Werden wir eines Tages angesichts des Mangels an echten menschlichen Kontakten mit KI-gesteuerten Avataren unser Leben fristen? Wird es einmal so sein, dass wir eine Beziehung mit einem Roboter führen? Du findest die Vorstellung fernab der Realität? Dann denke mal allein an die schon jetzt existenten Millionen Gamer, die oft ihre ganze Zeit mit Online-Spielen im Internet oder auf Social Media verbringen. Dort findet ihr Leben statt, dort pflegen sie digitale Beziehungen.

Am Ende des Films steht Almas klare Positionierung, die der meinen gleicht: Ohne Zweifel hat die Vorstellung eines idealen Partners etwas immens Reizvolles. Sehnen wir uns nicht alle danach, dass jemand unsere Sehnsüchte erfüllt, unser Verlangen nach Intimität stillt und das Gefühl, allein zu sein, eliminiert? Was ist daran schlecht? Doch könnten wir vergessen, dass wir es mit einer Maschine und nicht mit einem realen Menschen zu tun haben? Und sind wir Menschen überhaupt für eine ständige Befriedigung unserer Wünsche auf Bestellung gemacht? Ist nicht gerade die unerfüllte Sehnsucht, die Phantasie, das Streben nach Glück die Quelle dessen, was uns zum Menschen macht?

Wahre Liebe

Würden wir mit humanoiden Robotern leben, wäre die Bestätigung unserer eigenen Person abrufbar. Wir wären abhängig, satt und müde. Was wäre dann noch unser Antrieb, uns mit anderen Menschen auseinanderzusetzen, uns zu konfrontieren, Konflikte auszuhalten, sich zu verändern? Man müsste befürchten, dass jeder, der mit humanoiden Robotern lebt, unfähig zum normalen menschlichen Kontakt werden würde. Nicht zuletzt bliebe die Frage: Wohin mit der Liebe? Ich meine das Gefühl,  das man für einen geliebten Menschen empfindet, das unser Herz erfüllt und aus uns herausströmen will. Was ist Liebe, wenn ich sie nicht mehr verschenken kann, weil mein Geliebter maximal ab und an ein Update braucht?

Eines bleibt erlaubt: das Träumen. Träumen wir also davon, dass uns allen bis zu unserem Ende das Glück echter menschlicher, emotionaler Nähe gewährt wird – eine Nähe, die uns geborgen und geliebt fühlen lässt.

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