„In the cut“ ist eine Ausstellung in der Saarbrücker Stadtgalerie. Sie zeigt den männlichen Körper in der feministischen Kunst. Aufgrund des Erfolgs wurde sie verlängert bis Januar 2019. Frauen, auf nach Saarbrücken!
Spektakulär. Die Ausstellung „In the cut“ vereint das Werk von 19 hochkarätigen, internationalen Künstlerinnen feministischer Kunst. Es geht um das große Thema Sexualität, aber mal mit einem weiblichem Bick auf den männlichen Körper. Mal ironisch, mal humorvoll, mal kritisch, mal leidenschaftlich erheben die Künstlerinnen Anspruch auf sexuelle Selbstbestimmung und künstlerische Autorität.
Nur 19 Künstlerinnen wagen sich ran
Ausgestellt werden die Werke von Künstlerinnen aus drei Generationen. Auffallend dabei: die Frauen sind (bis auf eine Ausnahme) alle älter als 50. Trotz ausführlicher internationaler Recherche, so die Leiterin der Galerie Andrea Jahn, habe man weltweit nur 19 Künstlerinnen überhaupt gefunden, die sich mit dem erwähnten Thema auseinandergesetzt haben.
Immerhin war das Thema Sexualität bis in die 1970er Jahre von der männlichen Perspektive geprägt. Bis heute ist der erotische Blick auf den Mann aus weiblicher Sicht eher die Ausnahme. Einige der ausstellenden Künstlerinnen, die mit diesem Tabu brachen, hatten es daher auch nicht immer leicht. Carolee Schneemann wurde vom College verwiesen, weil sie 16-jährig Aktzeichnungen von sich selbst anfertigte. Eunice Golden wurde die Professur aberkannt. Die Werke von Betty Tompkins beschlagnahmte der französische Zoll. Überhaupt haben viele der Künstlerinnen interessante Biografien. Jahn betont, dass selbst im 21 Jahrhundert diese Werke noch immer skandalträchtig seien. In Frankreich oder Spanien sei eine solche Ausstellung noch undenkbar.
Frauen sehen anders
Dass wir Frauen ein anderes Verständnis von Erotik oder Begehrlichkeit haben, zeigen die Reaktionen der Besucherinnen. Am anziehendsten finden viele „Sayed“ – einen Mann, den Anke Doberauer, Bad Homburg, in Öl gemalt hat. Sayed ist vollständig bekleidet, hat aber einen gewissen, durchdringenden Blick. Der scheint die Betrachterinnen zu faszinieren. Die sind übrigens meist älter, sagt Jahn. Jüngere Frauen kommen wohl erst gar nicht. Warum eigentlich nicht? Dafür aber durchaus einige Männer.
Zum Perspektivenwechsel laden Gemälde, Fotografien, Videos und einiges mehr ein.
Stadtgalerie | St. Johanner Markt 24 | Saarbrücken
Öffnungszeiten: Di-Fr 12-18 Uhr, Sa, So 11-18 Uhr
Eintritt frei / www.stadtgalerie.de
auch derzeit in der ARD-Mediathek zu sehen: https://www.ardmediathek.de/ard/player/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzEwMjQ2NDk/
von Hilde
Joan Semmel, „Flip – Flop (Diptychon)“, Öl auf Leinwand, je 177,8 x 203,2 cm, Courtesy of Alexander Gray Associates
© Joan Semmel/VG Bild-Kunst, Bonn 201
Ich kann nur sagen: Die Ausstellung ist absolut sehenswert. Klein, aber fein. Die Museumsdirektorin hat mal wieder ein Zeichen gesetzt. Was Vergleichbares habe ich noch nicht gefunden.