Endlich. Katholische Frauen stellen tradierte Strukturen ihrer Kirche grundsätzlich in Frage. Sie wollen sie von Grund auf verändern. Es wird auch langsam Zeit.

 Ob nun gläubig oder nicht, ob Mitglied der katholischen Kirche oder nicht – diese Woche hat es mich sehr positiv beeindruckt, dass katholische Frauen zum Streik aufrufen. Was da von Münster aus durch die katholische Kirche fegt, könnte zu einer Reformationsbewegung werden, denn die Aktionsgruppe Maria 2.0. fordert grundlegende Veränderungen. Und es wäre auch langsam an der Zeit, diesen eingeschworenen Männerbund mit seinem schon lang überholten Pflichtzölibat und  Spielfeld für Sexualstraftäter zu durchzubrechen.

Noch mehr gefällt mir, dass die katholischen Frauen endlich keine folgsamen Schäfchen mehr sein wollen. Frauen dürfen dort bisher nur „dienen“. Ehrenamtlich arbeiten sie als Lektorinnen und Katechetinnen, im Pfarrgemeinderat und in der Hospizarbeit; sie organisieren Kirchenbasare, Suppenküchen und Hilfsaktionen. Sie sind tragende Säulen ihrer Kirche. Nur auf die Kanzel – also Pfarrerin werden – dürfen sie nicht. Diese machtverkrustete Organisation wird nach wie vor von Männern dominiert. Da gibt es bis heute Bischöfe, die angesichts Maria 2.0 öffentlich verkünden, die streikenden Frauen sollten sich überlegen, ob die katholische Kirche noch weiter ihre Kirche wäre. Sie schimpfen über die begeisterte „gottlose“ Presse. Hallo? Leben diese Bischöfe im 21. Jahrhundert?

Geballte Frauenpower

Ob diese Frauen eine Chance haben? Bisher beherrscht insbesondere eine Figur das weibliche Bild in der katholischen Kirche: die Mutter Gottes. Ihr gewährte Gott die Gnade der unbefleckten Empfängnis Sie ist der Sitz der Weisheit, die Ursache unserer Freude, der Tempel des Heiligen Geistes, die reine, keusche Mutter (aus der Lauretanischen Litanei). Welch heroisches Bild.

Nun, die Katholikinnen werden es nicht leicht haben. Aber fing Emanzipation nicht immer so an? Mit Kampf, mit Standhalten, Meinung kundtun, Informieren und Überzeugen – trotz aller Rückschläge und Widerstände. So erkämpften unsere Geschlechtsgenossen vor 100 Jahren das Wahlrecht. Eine Selbstverständlichkeit sind Frauen in Machtpositionen dennoch immer noch nicht. Beispielsweise sind 92 % der deutschen Bürgermeister Männer, im Bundestag sind lediglich 37 % Frauen. In den deutschen Unternehmen sieht es in den Führungspositionen kaum anders aus. Dagegen beträgt der Frauenanteil in sozialen Ämtern und Diensten 82 %.

Tja, liebe Frauen. Nichts gegen ein gutes Herz und den Willen, anderen zu helfen. Nur was hält unsere Knie gebeugt, den Kopf gesenkt? Haben wir es so verinnerlicht, dass Männer uns führen? Ist es Gewohnheit, Faulheit, die Angst vor Verantwortung oder sind es Selbstzweifel, der Mangel an Selbstbewusstsein, die einen Großteil zurückhalten, mitzubestimmen? Maria 2.0 macht Mut, dass sich durchaus auch ganz, ganz alte Muster auflösen lassen.

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