Fürs Glücklichsein sollte es ein Rezept geben. Die meisten haben es verlernt. Oder doch nicht? Sucht ihr noch das Glück?
Es gibt Hunderte von klugen Sprüchen über das Glück und mindestens ebenso viele Anleitungen zum Glücklichsein. Läßt sich Glücklichsein lernen? Vor kurzem sah ich zum Thema einen Film. Da war jemand bereit, einem Ehepaar 1 Mio. Euro zu zahlen, wenn sie nachweislich nach einem Jahr glücklicher geworden wären. Wie es aus ging? Nun, die Serie ist noch nicht zu Ende. Klar ist, dass am Anfang erst mal die Frage steht, was einem eigentlich glücklich machen würde. Wahrscheinlich haben wir uns diese Frage schon einige Male gestellt. Jede hat wohl eine andere Antwort. Und dann kommen vielleicht Gedanken wie „wenn ich die große Liebe fände“, „wenn ich endlich so viel Geld hätte, dass …“. Vielen von uns auch bereits die Antworten ausgegangen. Und hat man dann doch mal Glück oder Erfolg beispielweise im Job oder der Liebe – dann stellt sich – oh Wunder – dieses spezielle Gefühl vom kleinen Glück bei den meisten partout doch nicht ein.
Manche haben auch schon lange aufgegeben, sich zu fragen, was sie glücklich machen würde. Andere sind dabei zu begreifen, dass man wohl dieses Gefühl von „Glück“ nur in sich selbst finden kann. Aber dann kommen gleich die Zweifel, wie das wohl ginge, ob man es auch tatächlich kann, und sind das gerade jetzt Zeiten, in denen man glücklich sein kann und darf?
Wie ist das bei Euch? Wann habt ihr das letzte Mal nachgespürt, ob ihr noch Glück spüren könnt oder habt ihr die Tür zum Glücksein schon längst zugeschlossen? Denkt ihr überhaupt noch an das Quäntchen Glück, das ihr Euch in Eurem Leben gewünscht habt? Oder folgt ihr eher der Mittelmäßigkeit und geht auf Nummer sicher? Wie fühlt es sich an, wenn ihr morgens die Augen aufmacht?
Die Chansonnière Tina Teubner hat dazu einen Song geschrieben. Er heißt: „Merk Dir das“ und den Text möchte ich gern mit Euch teilen:
Merk dir das
Was uns glückt und was uns wärmt, einfach mal festhalten
Merk sie dir, die fetten roten Sonnenuntergänge
Die Sekunde bevor der Spuk ist vorbei
Merk sie dir, die hellen, weißen durchgetanzten Nächte
Und das weiche Bett nur für uns zwei
Merk sie dir, die Zoffs und die Erleichterungen, wenn die Wut der Versöhnung weicht
Wenn das Brot auf dem Tisch und der Wein in der Flasche für die allerliebten Freunde reicht
Merk dir die einzelnen seltenen Momente, in denen du es nachts nicht schaffst, ins Bett zu gehen
In denen dir der rote Wein die scheue Zunge löst
Dann merk dir die Wirkung von Ibuprofen
Merk dir den Zauber des ersten Stillens
Den Blick auf die Kinder, wenn sie pennen
Wenn sie selig und ohne den Hauch eines Zögerns in die Arme rennen
Und wenn du kein Kind hast, dann Gott, kauf dir nen Hund oder ne Rennmaus
Hauptsache, es bewegt sich was in deinem Leben
Aus ner billigen Bruchbude kannst du kein Designer-Loft machen, aber deine Erinnerungen kannst in goldenes Licht tauchen
Also los, mach, sammle sie, die schönen Momente
Merk sie dir die Sonntage im Schlafanzug
Wenn es draußen pisst oder stürmt
Wenn in deiner Küche die Heizung bollert
Und sich das Geschirr vom Festessen türmt
Merk dir den Klang des Sommerregens
Der der Schwüle nen Strich durch die Rechnung macht
Merk dir das tröstende Rattern des Zuges durch ferne Länder in endlose Nacht
Merk dir den Sound der Grillen, den Moment, in dem die Musik in dein Inneres zielt
Merk dir den Klang vom Violoncello, vor allem dann, wenn es David spielt
Merk dir den Schlüssel im Schloss voller Sehnsucht , den Anruf von dir, gefühlt seit Jahrzehnten
Ja diesen Moment musst du bunkern, denn der zählt mehr als die fettesten Klunker
Sie schließt: Das Glück, dass ihr erlebt habt, kann Euch keiner nehmen. Und sollte es sich mal gerade nicht einstellen, dann denkt an Siegmund Freud’s Worte: Bevor du bei dir selber ein Minderwertigkeitsgefühl oder gar eine Depression diagnostizierst, stell erstmal sicher, dass du, zumindest privat, nicht von Arschlöchern umgehen bist.
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Liebe Hilde, habe deinen 1. Mai Beitrag mal schmunzelnd, mal andächtig gelesen. Vielen Dank!
Das erinnert mich an ein kleines Buch „Findet mich das Glück?“
„Dieses Künstlerbuch des international renommierten Schweizer Duos Fischli / Weiss ist Fragen gewidmet, die sich jeder ab und zu stellt: “Ist das Leben ein seltsames Höhlensystem?”, “Gibt es zuviel des Guten?” oder “Driftet alles auseinander?”, “Wie wirke ich?”, “Soll ich untertauchen?” oder “Bin ich ein Sonderling?”, “Was denkt mein Hund?”, “Wo ist mein Bett?” oder “Spürt sie es?”. Es sind keine Wissensfragen, sondern Fragen, die unbeantwortet bleiben müssen, vielleicht auch, weil sie so simpel klingen. Wie in ihren Künstlerbüchern ‚Plötzlich diese Übersicht‘ (1982) und ‚Die Sichtbare Welt‘ (2002) gehen Fischli / Weiss hier den Mechanismen des Alltäglichen auf die Spur.“
Liebe Maigrüsse von Petra