Suppe geht immer. Zumindest für mich. Hier mein Plädoyer für die Suppen dieser Welt und wieso ich mich plötzlich in einen Suppentopf verliebte.

Ich liebe Suppe. Als Hungerstiller, als Stimmungsaufheller, als wärmende Potage oder Velouté und im Falle von Hühnerbrühe als Erkältungskiller sowieso. Ob typisch deutsch, französisch edel oder asiatisch exotisch – alles ist möglich. Und daher kann es jemandem wie mir auch passieren, dass sie sich in einen Suppentopf verliebt.

Es war Liebe auf den ersten Blick. „Er“ ist Franzose, wird hergestellt aus einer speziellen Keramik. Er soll die Inhaltsstoffe besonders schonen und ihre Nährstoffe gut erhalten. Heiß bleibt die Suppe darin besonders lange. Da können die Zutaten so richtig ihre Aromen entfalten. Seit kurzem prangt „Emile“ in meiner Küche und die erste Suppe wurde mit Erfolg darin gekocht. Gemüsesuppe – sie schmeckte tatsächlich göttlich!

Bei einem solchen Gefährten habe ich mir jetzt vorgenommen, ab und an auf diesem Blog das Rezept einer meiner Lieblingssuppen zu posten. Heute vorab eine kleine Einführung zur Geschichte der Suppe.

Alles in einen Topf

Bevor wir zu Suppenessern werden konnten, musste die Menschheit logischerweise erstmal den Topf erfinden. Die ersten Tongefäße gab es in Mesopotamien so etwa um 5000 v. Chr. Meistens warf man einfach alles Essbare zusammen hinein und – voilà – der Eintopf war geboren.

In unseren Breiten ging es dann mit der Suppe im Mittealter so richtig los. Damals gab es selten ein Stück Fleisch, dafür schwammen vielerlei Gemüse und Kräuter in der brodelnden Brühe. Die Franzosen waren uns damals kulinarisch auch zu dieser Zeit wieder mal voraus. In ihren „Pot-au-feu“ wanderte alles, was der Acker so hergab. Wurzelgemüse und Kräuter meist, auch mal ein Stück Fleisch und später dann nach der Eroberung Amerikas schließlich auch die eingewanderte Kartoffel.

Einen denkwürdigen Einschnitt erlebte das bis dahin dem Pöbel vorbehaltene Eintopfgericht im 17. und 18. Jahrhundert, als es peu à peu Einzug in bessere Kreise fand. Ein Paradebeispiel dafür ist die „Spanische Suppe“. Sie wurde von der spanischen Prinzessin Anna von Österreich an den französischen Hof gebracht und später durch Kaufleute und Soldaten weiterverbreitet. Das Gericht unterscheidet sich vom üblichen Siedfleisch vor allem durch den viel höheren Fleischanteil. Es war daher teuer und wurde in früheren Jahrhunderten gern an Sonntagen aufgetischt.

Klar wie Kloßbrühe: die Suppe hat den Aufstieg vom „Arme-Leute“-Essen bis zur feinsten Edel-Vorspeise in der Gourmetküche schon längst hingelegt. Das nicht zuletzt, weil Köche sich ab dem 19. Jahrhundert zahlreiche Neuinterpretationen einfallen ließen, die kulinarisch schließlich in den berühmten Bouillons und Consommés gipfelten.

Die Suppen der Welt

Wer kennt sie nicht? Da ist die gute deutsche Kartoffelsuppe. Nicht weniger bekannt ist die aus Ungarn stammende Gulaschsuppe. In der Schweiz zählt die Bündner Gerstensuppe zu den bodenständigen Rennern. Bella Italia ist ohne Minestrone undenkbar, und die Spanier essen ihre Gazpacho sogar kalt und heiß (letzteres in der Variante Gazpacho manchego). Französische Bouillabaisse ist ein unvergessliches Gedicht. Osteuropa schwelgt in Borscht und Soljanka. Und wer kennt sie nicht aus dem Sketch „Dinner-for-one“: die britisch-indische Spezialität Mulligatawny Soup. Regelrechte Suppenhochburgen liegen zudem im Fernen Osten. In Japan gibt es zum Frühstück Miso-Suppe (igitt). Auch China, Korea, Thailand und Vietnam sind leidenschaftlich beteiligt an der großen täglichen Suppenorgie mit Kreationen wie Mandu Cuk, Tom Yam und Pho.

Last, but not least, ein Superlativ. Da gibt es doch tatsächlich Gäste, die sich im Restaurant Kai Mayfair in London eine Suppe namens „Buddha jumps over the wall“ für 108 Pfund servieren lassen. Sie muss fünf Tage im Voraus bestellt werden, die Kochzeit beträgt mehr als 20 Stunden. Zutaten sind Abalone, Haifischmagen, Seegurke und Hian-Schinken. Eine ziemlich unkonventionelle Suppe ist auch Tien Kahn. Diese Suppe mit majestätisch klingenden Namen ist eine traditionelle Suppe der kantonesischen Küche. Sie wird fast ausschließlich in bestimmten Regionen Süd-Chinas gegessen. Ihre Zutaten haben einen tieferen, symbolischen Charakter: mit der Suppe löffelt der Feinschmecker gleich die Kraft folgender Tiere in sich hinein. Diese sind: Schlange (steht stellvertretend für Drache), Katze oder Maskenhund (für Tiger) und Huhn (für Phönix). Die Suppe ist heiß begehrt.

Perfekt gekocht

Inzwischen wird gelöffelt, was der Suppenteller hergibt. Suppenbars, die von Amerikas Ostküste herüber schwappten, gibt es fast an jeder Ecke unserer Großstädte. Kein Wunder: Suppe hat etwas Archaisches, sie ist irgendwie auch ein Stück Zuhause, ein bisschen Wärme, ein bisschen Abwechslung und nicht zuletzt eine gute Alternative zu dem Fast-Food, dass wir sonst so in der Mittagspause zu uns nehmen.

Allerlei TV-Kochshows zum Trotz wird zuhause die Suppe leider immer weniger noch frisch zubereitet. Schade, denn die Zubereitung ist zumindest für die einfacheren Rezepturen gar nicht so kompliziert. Frisch zubereitet schmeckt Suppe zudem besser und ernährungsphysiologisch ist sie allemal gesünder. Außerdem ist Suppe eines der wenigen Speisen, die man ruhig noch am nächsten Tag essen kann – und sie dann sogar noch besser schmeckt.

Zum Finale des Suppenthemas noch ein Zitat Theodor Fontanes aus seinem Buch „Meine Kinderjahre“: „Wer lange suppt, lebt lange“ heißt es da. Dem ist nichts hinzuzufügen, außer: ran an den Topf und guten Appetit!

von Hilde