Plastikmüll ist ein großes Umweltproblem. Wie schwer es ist, ohne auszukommen. Und warum Plastik nicht die einzige Herausforderung ist. Gute Vorsätze für 2019.

Inspiriert zu diesem Post hat mich die Biologin namens Mareike Huhn. Sie wohnt auf der indonesischen Insel Banda Neira. Dort, an einem Ort, den man durchaus paradiesisch bezeichnen darf, lehrt sie Bewohnern den Umgang mit dem Müll. Die glauben nämlich, was sie ins Meer werfen, sei dann weg. Auf den allerwenigsten der 17.508 Inseln des Landes existiert eine Müllabfuhr. Nicht weit entfernt von Banda Neira liegt die größte der weltweit fünf gigantischen Ansammlungen von Plastikmüll auf dem Ozean: sie hat die Ausmaße von ganz Mitteleuropa. Unfassbar. Plastik erstickt Korallenriffe. Fische, Schildkröten und Meeressäuger verhungern, weil sie im Meer schwimmende Plastikpartikel fressen und denken, sie wären satt. Ein Wal, der vor nicht langer Zeit an die spanische Küste angespült wurde, hatte 29 Kilo Plastikmüll indus.

Wenn es so weiter geht, schwimmen 2050 dreimal so viel Plastikteile im Meer wie Fische. (WMF)

Huhns Kampf – sie wird privat finanziert von Familie und Freunden – gleicht dem gegen Windmühlen angesichts der etwa zehn Millionen Tonnen Plastik, die Jahr für Jahr ins Meer gekippt werden. Die meisten Abfälle (80 %) stammen aus Schwellen- und Entwicklungsländern, die direkten Zugang zu den Meeren haben. Als übelste Verschmutzer liegen Indonesien und China mit großem Abstand vorn. Aber Vorsicht: wir Deutschen sind bei weitem kein Vorbild. Davon später mehr. Laut Huhn ist der beste Schutz, dafür zu sorgen, dass erst gar kein Plastik im Meer landet und – noch wichtiger – dass

Plastikmüll gar nicht erst entsteht.

Nur: abgepackte Produkte sind bei uns inzwischen Standard, der Trend zu Essen/Trinken to-go tut ein Übriges. Mehr als 62 % des Obstes und Gemüses in Supermärkten wird in Plastik verpackt. Und auch der vermehrte Online-Handel führt zu mehr Verpackungsmüll. Resultat: Wir Deutschen sind europäischer Spitzenreiter. Mit 11,7 Mio. Tonnen verbraucht Deutschland so viel Plastik wie kein anderes Land in Europa. (Plastikmüll Statistik 2016). Jeder Deutsche produziert durchschnittlich 37 kg Plastikmüll nur aus Verpackungsmüll pro Jahr (Plastikmüll Statistik 2017)

Recycling – von wegen

Nun entgegnen viele, dass wir Deutschen dafür ja Weltmeister im Recycling sind. Falsch gedacht.

  • 2016 wurden von 8,3 Mrd. Tonnen aus der Plastikherstellung nur 600 Mio. Tonnen tatsächlich recycelt. Das sind nur 42 Prozent. 800 T werden verbrannt. Quelle: Plastikmüll-Statistik 2016
  • Jeder Deutsche wirft rund 25 Kilo Plastikmüll weg. Davon wird am Ende weniger als die Hälfte recycelt und der Rest verbrannt Der recycelte Anteil soll jedoch bald deutlich steigen. Dafür will da neue Verpackungsgesetz sorgen, dass in diesem Jahr in Kraft tritt. Quelle. Die Zeit

Verbände wie der WWF fordern daher, dass wir Verbraucher noch mehr vermeiden und recyclen. Das leuchtet ein.

Allerdings: Wir Verbraucher können uns nicht aussuchen, ob ein Supermarkt Bananen in Folie verkauft oder Einwegflaschen ins Regal stellt. Auch gibt es kaum Läden, die Waren unverpackt verkaufen. Deshalb sehe ich, ebenso wie der Deutsche Umweltbund vor allem Handel und Politik gefordert. Alternative Verpackungen müssen entwickelt werden. Und das muss sich auch auf die nationale Gesetzgebung und auf internationale Vereinbarungen auswirken. Ohne Druck von oben wird sich sonst wenig ändern. Oder könnte auch mehr Druck von unten etwas bewirken? Immerhin haben die Deutschen so den Atomausstieg durchgesetzt Und was ein Volk so alles erreichen kann, beweist der Mauerfall. Also rauf auf die Barrikaden.

Praktisch anfangen

Ich fange mal klein an: indem ich regional einkaufe, möglichst kein eingeschweißtes (biologisch angebautes) Gemüse nehme und mich im Supermarkt beschwere, wenn keine Alternativen angeboten werden. Außerdem habe ich meinen Plastikmüll kritisch unter die Lupe genommen. Immerhin werfe ich jede Woche einen großen Beutel in die Tonne. Plastiktüten nehme ich zum Einkaufen zwar schon lange nicht mehr, aber auch keine Bioplastik- oder Papiertüten, denn die sind ebenfalls problematisch und schneiden in Ökobilanzen nicht besser ab als konventionelle Plastiktüten.

Jährlich werden in Deutschland 6 Milliarden Plastik-Tüten verbraucht. Die durchschnittliche Gebrauchsdauer für eine Plastik-Tüte in Deutschland liegt bei 25 Minuten. (Plastikmüll Statistik 2016).

Sonst aber ist alles dabei: Joghurtbecher, leere Zahnpastatube, Tetrapaks sowie unzählige Umverpackungen von Klopapier, Nudeln, Keksen. Es läppert sich zusammen. Wie machen das nur diese Minimalisten, die im Jahr gerade mal 300 g Plastikmüll produzieren?

Die neuen Einkaufsbeutel aus Bio-Baumwolle erweisen sich jedenfalls als praktisch, z.B. wenn ich kleinformatiges Obst und Gemüse oder Brötchen und Brot einkaufe. An der Fleisch-, Wurst- und Fischtheke lasse ich mir jetzt die Ware in mitgebrachte Frischhaltedosen verpacken. An der Tegut-Theke funktioniert das wunderbar. Die anderen Kunden gucken meist irritiert, skeptisch. Gespräche entstehen selten, und wenn, dann meist kritische. Immerhin. Die schmutzigen Beutel wasche ich beim nächsten Waschgang einfach mit.

Plastikverpackungen sind nicht die Übeltäter

Wie man es dreht und wendet: Selbst wenn wir versuchen, umweltbewusst zu leben und Abfälle zu vermeiden – unser Konsum ist nicht wirklich das Problem. Umweltexperten erklären, dass unter all den Folgen für die Umwelt, die ein Leben in Europa mit sich brächte, Verpackungen insgesamt nur einen kleinen Teil ausmachten – nämlich zwei bis drei Prozent.

Ein Drittel ergibt sich durch die Ernährung. Ein Viertel werde durch Autofahren und Reisen verursacht – und ein weiteres Viertel durchs Heizen. Das sind also noch viel größere Baustellen.

„Solange der Mensch lebst, hat das Folgen für die Umwelt. Es ist gut, wenn er – der Mensch – sich daher Gedanken macht, wie er die Folgen klein hält. Nur auf Plastik zu verzichten, bringe jedenfalls so gut wie nichts.“ Autor Jörg Burger (Die Zeit),

Trotz ernüchternder Fakten werde ich weitrhin versuchen, umweltverträglich zu leben. Und auch wenn das nur ein winziger Beitrag ist, erreiche ich damit vielleicht doch wenigstens, dass unsere Meeresbewohner in Zukunft in saubererem Wasser schwimmen können.

Hilde

©-Photo: Hilde +  iStock-638998874